Dezember 2020
Gǜferschthee
Gifferstee kennen im Senseland fast alle – aber alle haben ihre eigene Rezeptur. Die einen setzen neben Zimtrinde, Sternanis, Wein und Kandiszucker auf Lindenblüten, die anderen auf Schwarztee. Es gibt Rezepte mit Nägeliköpfen, Lorbeer, Hagebutten, caramelisiertem Zucker, Safran, Zitronensaft oder Most als geschmackliche Nuancen. Auch die Trinkgelegenheiten verändern sich. Es war und ist ein idealer Begleiter von Brätzele und Änisbröötli. Neuerdings gilt Gǜferschthee als Alternative zu Glühwein an Weihnachtsmärkten oder wird zu Fondue getrunken. Aber immer kommt er va Gǜfersch (obwohl da kaum eine der Ingredienzien wächst). Wann und wie er den Namen Gifferstee erhalten hat, da schweigen meine Quellen. Oft sind es die Nachbarorte, die solche Begriffe in einem Dorf verorten: «Der Tee, wie sie ihn in Giffers trinken», würde nach dieser These zum Gǜferschthee.
November 2020
Tschǜggeli
Ein Tschùggù oder ein Tschǜggeli ist eine Sensler Kuriosität, die man durchaus noch hört. In anderen alpinen Gebieten gab es Tschuugg, Tschogg, Tschöggli oder Tschuggi – vor allem bei den Wallisern, den Walsern in Graubünden, in der südlichen Innerschweiz und im Kanton Bern. Es kam über die alte Patoisformen tsukka, tsokka «Wurzelstock» in unsere Gegend. Grundbedeutung dieser Wörter könnte gallisches *tsuko- «Stock» sein.
Vom Wurzelstock wurde es auf kleine, verknorzte Tännchen übertragen (in Freiburg und Bern as
Tschùggerli,Tschüggertannli) und kam zu den heutigen Bedeutungen «Gras- oder Pflanzenbüschel, Federbusch von Vögeln, Haarschopf, Haarknoten und Zipfelmütze, Schleife, kleine Masche». Alle beschreiben also etwas Rundlich-Unförmiges. Und sie haben weder mit Tschùgger «Polizist» (aus Rotwelsch) noch mit Tschǜggi mache «Fangspiel» zu tun.